Das Wildbienenhotel entsteht
Im Werkraum der Primarschule herrscht emsiges Treiben, als umschwirrten die kleinen wilden Bienen bereits ihr neues Bienenhotel. Da wird Lehm gestampft, gebohrt, gefräst, gemalt, gesägt, in immer wieder neuen Zusammensetzungen der Kinder. Sie sind frei, ihren Arbeitsplatz zu wählen und jederzeit zu wechseln.
Das Gerüst steht schon: ein stattliches Holzgestell, ca. 150x150 mit Schrägdach und einem Vorsprung gegen Regen. Hier entsteht ein vielfältiges Wohnangebot für die Bienen mit verschiedenen horizontalen, vertikalen und schrägen Etagen. Dort werden später die unterschiedlichen «Wohnelemente» eingesetzt, die gerade im Bau sind. Das Gerüst ist ein Werk von Werner Roth, Präsident des Natur- und Umweltvereins Boniswil.
Mit einem Holzstampfer presst Birhat gerade eine wabernde Masse in ein Holzkistli. Robin erklärt mir fachmännisch und mit lehmigen Fingern, dass es sich um roten Ton mit Sand handelt, im Verhältnis 1:4, dazu kommt etwas Wasser. Bruno, ihr Anleiter, steckt zum Stabilisieren einige Ästchen in die Masse. Das fertig gestampfte Gemisch wird am Ende verziert. Mit farblich abgesetztem Lehm applizieren die Jungs Wellen und Punkte, die Mädchen ein freches Lachgesicht. Denn auch Alina und Kayla haben bereits ein solches Kistchen gefüllt, das zum Trocknen beim Bienenhaus liegt. Später werden die Wildbienen hier ihre Eier für den Nachwuchs einbuddeln. Eines der Kästli wird signiert mit «6. Kl. 2023». Was wie weisser Lehm aussieht, ist in Wirklichkeit Porzellan, von Bruno entsprechend aufbereitet. Die Zahlen und Buchstaben werden damit geformt und appliziert. Hier hilft tatkräftig auch Mia mit, trotz Gips am linken Arm.
Vor dem noch leeren Bienenhotel schneiden Mädchen dicke Rosenäste zu etwa halbmeterlangen Stecken. Werner Roth erklärt, dass die Bienen sich senkrecht hineingraben werden, denn das Innere der Rosenäste sei weich genug, dass keine Öffnung vorgebohrt werden muss. Demensprechend werden die Rosenäste auch senkrecht in Lochziegel gesteckt und warten auf ihren Platz im Hotel.
Anders beim Schilfrohr. Zuerst muss das Rohr in 10 – 20 cm lange Stifte geschnitten werden. Der Klassenlehrer, Pascal Marquardt, bedient die Laubsäge. Es sieht nach unzähligen solchen Schilfohrstücken aus. Dementsprechend arbeiten die meisten Kinder hier. Mit einem Handbohrer fräsen sie die Schilfrohr-Stifte aus. Dies erfordert grosse Sorgfalt. Das Rohr darf nirgends einen Riss bekommen, sonst wird es innen feucht. Und es darf innen keinerlei raue Stellen haben, sonst können sich die Bienen beim Hinein- oder Herauskrabbeln verletzen. Aaron, Noemi, Danielle, Nick, Marvin, Elena und Anna engagieren sich geduldig mit dem Handbohrer, obwohl doch das eine oder andere Röhrchen verworfen werden muss. Vera und Werner vom NUB-Vorstand sowie der Klassenlehrer unterstützen sie tatkräftig.
Auf einem weiteren Werktisch liegt schon einiges bereits: nicht nur fertige Lehmkisten, auch kleine Holzkisten mit den aufgebohrten Schilfrohrabschnitten dicht an dicht, ebenso grössere Abschnitte von Baumstämmen, die zum gleichen Zweck Schlupflöcher bekommen haben.
Da liegt auch eine grosse ausgesägte Holzbiene, die von zwei Mädchen mit Acrylfarbe bemalt wird. Sie wird später am Wildbienenhotel angebracht.
Immer wieder wechseln die Rollen, Aufgaben, Plätze. Alle sind motiviert dabei. Wer mag, holt sich einen Punsch aus der Thermoskanne oder bedient sich an der Popcorn-Schale. Die Klasse hatte den Kiosk am gestrigen Kinderkino bestritten und geniesst nun die Reste als Pausensnack. Die Kinder sind sich gewohnt, bei Projekten mitzumachen. Herr Marquardt erzählt, dass sich seine Schulklasse zwei bis drei Mal pro Schuljahr bei einem Sozialprojekt aktiv mithilft. Dazu gehören etwa die Clean-ups, die Nistkästen-Reinigung im späten Winter oder ein Verkaufsstand am Frühlingsmarkt. «Es ist eine gute Klasse», lobt Herr Marquardt, «die super mitmacht». Das Ergebnis des grossen Hotels beim neuen Wildbienenstandort vor dem Gemeindezentrum in Boniswil kann sich sehen lassen!